
Ich mach das schon. Ich schaff das schon. Wie oft habe ich diese Sätze gesagt. Mit den Händen habe ich die Ernsthaftigkeit meiner Lage abgewunken. „Ach, das wird schon wieder. So schlimm ist es auch nicht. Ich kriege das hin." Aber warum? Wieso war das für mich so schwer, Unterstützung anzunehmen? Oder überhaupt meine wahren Gefühle zu zeigen? Wieso habe ich andere und mich selbst belogen? Die Gründe waren vielfältig:
- Verletzlichkeit zeigen macht angreifbar
- Wenn ich etwas nehme, muss ich auch geben
- Ich werde von den anderen abhängig oder den anderen ausgeliefert
- Angst vor einem Zusammenbruch, wenn ich zugestehe, dass ich Probleme habe
- Angst vor Abwertung und Ablehnung
- Fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
- u.v.m.
Selbstverständlich kannte ich diese Gründe nicht bewusst damals, deshalb konnte ich auch nichts ändern.

Als ich dann gesundheitliche Probleme bekam, ein Baby daheim hatte und ich komplett überfordert war, gab es keine andere Wahl. Ich gab zu, dass es mir nicht gut geht und dass ich Angst habe, wie es sich auf mein Baby auswirkt. Ich wollte nicht, dass mein Sohn eine schwierige Kindheit hat, wie ich sie hatte, nur weil meine Eltern nie hingeschaut haben.
Deshalb begann ich, ehrlich zu mir zu sein. Ich beobachtete meine Umgebung und lernte durch Coaching und meine Ausbildungen jeden Tag etwas dazu. Es war kein einfacher Weg, aber heute bin ich froh darüber, dass ich ihn gegangen bin.

In den letzten Tagen habe ich eine schmerzhafte Entscheidung privat getroffen. Ich habe viel geweint und der Schmerz war körperlich spürbar. Ich trauerte, weil ich jemanden loslasse, auch wenn es schwer ist. Ich habe meine Entscheidung ein paar Menschen mitgeteilt und meine Tränen, meinen Schmerz nicht zurückgehalten. Ich hätte dafür auch Kritik ernten können oder sie hätten mich trösten versuchen können. Stattdessen war da nur Mitgefühl und Zuhören: Sie haben meinem Schmerz zugehört. Es war dabei auch eine Person, die ich nicht mal gut kenne. Wir haben bisher vielleicht 2 – 3 Mal kurz gesprochen. Als ich ihn dann vorgestern traf und er mich fragte, wie es mir geht, sagte ich, was los ist. Er war für mich da, umarmte mich und es war eine echte Verbindung auf Augenhöhe, ohne Erwartung, einfach füreinander da sein. Mir haben diese Begegnungen in den letzten Tagen viel geholfen. Sie haben mich gelassen, mich in meinen Gefühlen zu entfalten und fließen zu lassen. Sie haben mir den Raum gehalten, was ich sonst für andere tue. Und dafür bin ich dankbar. Das wäre nie möglich gewesen, wenn ich versuche, ständig alles alleine zu schaffen und alleine klarzukommen. Weil die größte Hilfe sind Menschen, die uns den Raum halten können. Alles andere kommt von uns. Und auch wenn ich diesen Raum auch für mich halten kann, es wird doppelt so viel wert, wenn ich ihn in einer Verbindung erlebe.

Mein Fazit
Das Leben wird immer wieder herausfordernde Situationen bieten und manche Entscheidungen werden nicht leicht fallen. Ich glaube auch, dass wir das meiste alleine machen werden, weil uns die Verantwortung niemand abnehmen kann. Wenn wir aber uns verstecken und unsere Gefühle nicht zeigen, werden wir es auch alleine nicht schaffen können. Wir werden uns selbst immer wieder im Weg stehen und werden wahre Verbindung, wahre Unterstützung nie erfahren.
*Bild mit Canva KI erzeugt.
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